3.  Es findet sich

Ebenso wie wir unsere Gedanken erst im Sprechen oder Schreiben verfertigen, kann auch ein Bild erst im künstlerischen Schaffensprozess entstehen. Deshalb arbeite ich niemals mit einer sehr klaren und festen Vorstellung vom zukünftigen Bild.
Das Bild verwirklicht sich in diesem Prozess, ich kann nur als Gesprächspartner daran teilnehmen. Das Bild findet sich! Meine Aufgabe ist es, dem Bild dabei zu helfen.

Wer schon vorher weiß,
wie das Ergebnis seines Schaffens aussehen soll, wird einen Monolog führen
.

Bild: "Tauet Himmel..." (Ölgmälde, 1998)

Unser Werk wird immer misslingen, wenn wir im Dialog der Gestaltung nicht erkennen,
was uns das Entstehende ‚sagen‘ will.
Wir müssen bereit sein, gelten zu lassen, was uns entgegen-steht.



Die Erfahrung eines solchen Misslingens, haben für den Gestaltenden etwas zutiefst Verstörendes und Erschütterndes, weil nicht nur ein Gestaltungsprozess sondern ein Dialog misslingt. Selbst gelungene Werke (= Gestaltungsprozesse) hinterlassen allzu oft in uns den Schmerz des Versagens. Weniger aus Unzufriedenheit mit dem Werk (das „noch nicht gut genug ist“ ) als aus einem Verzagen an uns selbst – die wir noch nicht reif genug waren, um an diesem Dialog teilzunehmen.

Das Entstehende ist ein Eigenes,
es wird sich selbst.

Das Entstehende ist ein Anderes,
es spricht zu mir,
es antwortet mir,
es beantwortet mich.

Wie soll ich also meine Bilder erklären?
Sie erklären doch und auch mich.

Zitat: Rudolf Arnheim über den Künstler im Malprozess.
Zitat: Hans-Georg Gadamer sieht die Erfahrung von Kunst als Gespräch mit dem Werk.
Zitat: Martin Buber über das Wagnis der Gestaltung und das Verhältnis des Künstlers zum entstehenden Werk