2. Die Welt im Licht

Wir würden in einer farblosen Welt leben,  wäre da nicht das Licht – und dies nicht nur, weil wir in der Dunkelheit eh nicht viel sehen können … 
Jeder, der aufmerksam seine Umwelt wahrnimmt, hat schon beobachten können, wie sich die Farben mit dem Licht verändern, Licht und Farbe also untrennbar miteinander verbunden sind.
Künstler, Philosophen und Naturforscher haben schon früh versucht, die Erscheinungen der Farben und die Wirkungen des Lichts zu ergründen und ihre Erkenntnisse in Farblehren systematisch darzulegen. Aus der Sicht der modernen Naturwissenschaften sind diese Farblehren fehlerhaft und für zahlreiche technische Anwendungen (wie z.B. für die Wiedergabe von Farben auf diesem Monitor) unzureichend – auf der anderen Seite sind naturwissenschaftliche Farbtheorien für den Maler teilweise unbrauchbar oder doch für seine praktische Arbeit mit den traditionellen Mal-Farben bedeutungslos.

Bild: Haargummis auf dem Wochenmarkt in Forcalquier (Fotografie,1999)

Die Physiker fanden heraus, dass das Lichtspektrum lediglich der, für das menschliche Auge sichtbare Teil des elektromagnetischen Spektrums ist. Dieses Lichtspektrum umfasst alle von unserem Auge wahrnehmbaren und unterscheidbaren reinen Spektralfarben – die Farben sind also im Licht oder anders gesagt:  ‚Licht besteht aus Farben‘. Deshalb können sich für uns auch Farbempfindungen unter den Einflüssen der Umgebung und mit den Lichtverhältnissen verändern.
Bild:Teller auf dem Wochenmarkt in Forcalquier (Fotografie,1999)
Bild: Oliven auf dem Wochenmarkt in Forcalquier (Fotografie,1999)

Weil die Farben im Licht sind, verschwinden mit dem Licht die Farben auch wieder aus unserer Welt. Tauchen wir in die Tiefen des Meeres, so verlassen uns die Gelb- und Rottöne zuerst, dann die Grüntöne und zuletzt entweicht das tiefe dunkle Blau und zurück bleibt tiefste Finsternis. 
Vor vielen Jahren, auf einer meiner Reisen durch Griechenland, kam ich auch nach Mykene. Spontan und entsprechend unvorbereitet (also ohne künstliche Lichtquelle) wollte ich auch die alte Zisterne der Festung erkunden. Es war für mich ebenso faszinierend wie beunruhigend wie Schritt für Schritt in die Tiefe das Licht verschwand, bis mich schließlich tiefste Finsternis umhüllte. Meine Augen waren blind, unfähig irgendetwas zu erkennen, dienten sie mir nicht mehr zur Orientierung in dieser mir unbekannten, lichtlosen Welt.