6. Wir Trümmer-Menschen

Was bleibt

Was bleibt von uns
und unseren Werken?
Wir waren so vieles
wollten und konnten
und doch – es blieb
uns nur Fragment,
Was sind wir schon
von dem was möglich war?
Was von uns bleibt ist
Stückwerk bloß.
Wie haben wir so vieles
verdrängt  – unterdrückt – missachtet  
mehr und nie zu wenig
uns selbst und was
wir hätten sein können.

Was bleibt von uns
und unseren Tagen?
Wir lebten so oft
hinein und entgegen
einer Zukunft, die doch
nicht unsere wurde.
Wir wollten stets heute
schon im Morgen sein
und fanden den Tag nicht
der uns trägt.
Wie haben wir so vieles
erhofft – ersehnt – erwartet
viel und doch zu wenig
von uns und dem
was Leben sein kann.

Bild: Zu viele Helden (Acryl auf Leinwand, 2017)
Selbst noch unversehrt (Bleistiftzeichnung, 2017)
Selbst zerfallend (Bleistiftzeichnung, 2017)

Was ist denn unsere Welt
– dieses unhaltbare Versprechen von einer großartigen Zukunft?
Wir haben sie doch nicht aus dem Nichts geschaffen. Wir Kreaturen, die wir erst zerstören müssen, um erschaffen zu können, wir haben unsere Welt auf und aus Trümmern erbaut.
Aus den Trümmern verlorener Hoffnungen, aus unerfüllt gebliebenen Träumen von einer Zukunft, die wir nicht sein wollten.
Unsere Welt ist ein riesiger Trümmerhaufen, den wir immer wieder neu umgestalten. Und doch bilden wir uns ein, wir würden die Zukunft gestalten. So kann unsere Welt nur eine Zukunft versprechen, die immer schon aus Gestern ist.
Zitat: Dennis Diderot über die Aufgabe des Ruinenmalers.
Zitat: Jeannot Simmen saft, Zivilisationsgeschichte und die Verganenheit des Individuums werden aus dem Zerbrochenem rekonstruiert.
Zitat: Albert Camus über unsere den Zerfall unserer Selbstbildnisse