5. MalerHandWerk

Bild: Die Insel des gestrigen Tages (Ölgemälde, 1996)

Unter uns Malern gibt es welche, die brauchen ganze Wände, andere ziehen ein Tuch auf Rahmen und dieses dann den Wänden vor. Es gibt aber auch welche, denen genügt ein Brett oder ein Blatt Papier.
So oder so, dies ist der Bildgrund und ob der nun groß oder klein, hoch oder breit oder rund ist, er ist stets begrenzt. Und diese Grenze bestimmt - z.B. was innerhalb ist.
Sodann erzeugen wir mit Farben – die nicht bunt sein müssen – Formen, Helles und Dunkles und – nicht vergessen – jene Grenzen, die diese trennen. Manche von uns legen dabei Wert auf Transparenz und andere wiederum tragen mächtig dick auf – und jeder meint, das sei wichtig und richtig so.
Flächen und Linien ordnen wir so an und ordnen zu, meist innerhalb aber manchmal tun wir auch so, als gäbe es da für uns ein Außerhalb, und bemalen Rahmen und dergleichen. Doch die Grenze (siehe oben) steht und bestimmt gewichtig den Zusammenhang.

Den Rest tun Sie, wenn Sie einen Blick (oder mehr) auf dieses Ding werfen, das man nun gemeinhin ‚Bild’ nennt – doch das Bild auf diesem ‚Bild’ sehen nur Sie (oder jemand anders). Selbstverständlich haben wir ein wenig getrickst und vorgesorgt, dass Sie auch sehen, was Sie unserer Meinung nach sehen sollten. Und einige von uns wollen mächtig mit etwas Eindruck schinden, was doch nur Ihr Eindruck ist.

Das ist schon ein seltsames Spiel, wir spielen Wolke oder raue Wand und Sie sehen den Teufel oder nur das Krokodil.

Bild: Meer (Ölgemälde, 1995)
Zitat: Für Reinhard Brandt sind Bilder Kreationen des Betrachters.
Zitat: Reinhard Brandt sieht als Bedingung der Bildwerdung eine kognitive Leistung des Betrachters.